Ski mit dem neuen Knie

Immer mehr machen auch mit Prothese Wintersport

Die Zahl der Menschen, die mit einem künstlichen Gelenk problemlos Ski fahren, ist deutlich gestiegen. Experten der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) empfehlen eine gute Vorbereitung durch Koordinations-, Kraft- und Ausdauertraining und eine Saison Pause nach der Gelenk-OP.

„Grundsätzlich rate ich meinen Patienten zu körperlicher Aktivität, auch zum Wintersport, um den Knochen zu stärken und einer Prothesenlockerung vorzubeugen. Ich warne jedoch vor zu früher Wiederaufnahme“, sagt Prof. Andreas Halder, stellvertretender DGOU-Präsident und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). Die DGOU gibt Tipps für Wintersport mit künstlichem Gelenk.

Eine aktuelle Studie aus den USA zeigt, dass fast 70 Prozent der Skiläufer nach Einsatz einer Hüft- oder Knieprothese diesen Sport wieder aufnehmen und das sogar auf dem gleichen Niveau. Dabei spielt es keine Rolle, welches Gelenk ersetzt wurde. Das war nicht immer so: Noch 1980 gaben nur 10 Prozent dieser Patienten an, den Sport weiterzuführen. Der Anspruch an die Sportfähigkeit mit Prothese ist also deutlich gestiegen. Doch sind die Prothesen dafür wirklich geeignet? Was kann passieren? Und was gibt es zu beachten? Das sind Fragen, die Patienten mit einer Knie- oder Hüftprothese in der Wintersaison zunehmend häufiger stellen.

Orthopäden und Unfallchirurgen empfehlen:

  • Skilaufen nach Einsatz einer Prothese neu zu erlernen, ist wenig ratsam, der Wiedereinstieg in der Regel jedoch unproblematisch.
  • Wintersport sollte am besten erst sechs bis zwölf Monate nach der Operation wieder aufgenommen werden oder in der nächsten Saison, da anfangs die Balance eingeschränkt ist und dies zu Unfällen führen kann.
  • Eine Vorbereitung mit gezieltem Koordinations-, Kraft- und Ausdauertraining hilft, Verletzungen vorzubeugen.
  • Skilanglauf ist empfehlenswert, mit Einschränkungen auch Skiabfahrtslauf.

Trotzdem bleiben Unsicherheiten. In der genannten Studie gaben zwar nur 3,5 Prozent der Patienten an, noch Schmerzen zu haben. 12,5 Prozent jedoch hatten Angst vor Verletzung beim Skilaufen und 4 Prozent spürten eine Beeinträchtigung der Balance. Tatsächlich ist es so, dass bis zu einem Jahr nach der Operation die Körperbalance eingeschränkt sein kann.

„Deshalb sollten Patienten mit einer neuen Hüft- oder Knieprothese nicht zu früh wieder Ski laufen. Sinnvoll ist, lieber eine Saison abzuwarten und die sportliche Aktivität mit einem guten Koordinations-, Kraft- und Ausdauertraining vorzubereiten“, sagt Prof. Bernd Kladny, Generalsekretär der DGOU und der DGOOC. So wird nicht nur dem Knochenbruch und der Prothesenlockerung, sondern auch der Ausrenkung des Kunstgelenkes vorgebeugt.

Einfacher ist die Rückkehr zum Skilanglauf. „Dieser ist uneingeschränkt zu empfehlen, während Abfahrtslauf eine gute Konstitution und Kenntnis der Sportart erfordert. Stimmen diese Voraussetzungen, ist jedoch auch Skiabfahrt für geübte Fahrer ohne Bedenken möglich“, sagt Prof. Robert Hube, Vizepräsident der DGOU-Sektion Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik (AE). „In jedem Falle ist es wenig ratsam, einen anspruchsvollen Sport wie das Skilaufen nach der Prothesenimplantation neu zu erlernen. Die Beeinträchtigungen von Koordination und Balance wirken erschwerend und führen schnell zu Unsicherheiten“, sagt Halder.

Die Belastung des künstlichen Hüft- oder Kniegelenkes ist enorm. Schon beim Laufen auf ebenem Grund wird das Gelenk mit dem Zwei- bis Dreifachen des Körpergewichtes belastet, beim schnellen Laufen sogar mit dem Fünffachen. Plötzliches Stolpern kann gar zur Belastung mit dem Zehnfachen des Körpergewichtes führen, eine Beanspruchung, die auch beim Skilaufen auftreten kann. Prothesen müssen derartigen Lasten standhalten können und durchlaufen entsprechende Testungen. Deshalb sind Prothesenbrüche insgesamt sehr selten. Natürlich können sich Prothesenoberflächen im Laufe der Zeit abnutzen. Moderne Materialien haben jedoch nur noch sehr wenig Verschleiß. So beträgt die Abnutzung hochvernetzten Polyethylens an künstlichen Hüft- oder Kniegelenken nur noch deutlich weniger als 0,1 mm pro Jahr. Deshalb stellt dies kein Hindernis mehr für sportliche Betätigung dar.

Während die Prothese selbst nur sehr selten bricht, kann jedoch der Knochen um die Prothese nachgeben und brechen. Das wird aber insgesamt selten durch sportliche Aktivität verursacht und hängt wesentlich von der Knochenfestigkeit ab. Die Qualität des Knochens, der die Prothese umgibt, ist auch für die dauerhafte Verankerung der Prothese wichtig. Auch um diese zu stärken, ist körperliche Aktivität von großer Bedeutung. In jedem Fall ist es empfehlenswert, vor der Wiederaufnahme belastungsintensiver Sportarten wie dem Abfahrtslauf fachärztlichen Rat zur Festigkeit der Knochen einzuholen.

Quelle: Orthopädische Unfallchirurgische Nachrichten

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