Hüftendoprothetik bei adipösen Patienten, Dr. med. Quitmann

Der minimalinvasive SuperPath-Zugang – Bestehen vermehrt Komplikationen?

REMSCHEID In der vorliegenden Arbeit erfolgte eine prospektive Auswertung von 261 adipösen Patienten, bei denen der SuperPath-Zugang aus einem Gesamtkollektiv von 955 hüftendoprothetischen Versorgungen angewendet wurde. Die Fragestellung war, ob vermehrt Komplikationen, Fehlpositionierungen oder Frühlockerungen im Vergleich zum Gesamtkollektiv aufgetreten sind.

Bei dem SuperPath-Zugang wird in Seitenlagerung das superiore Muskelintervall zwischen den Mm. gluteus medius/minimus und der Piriformis-Sehne genutzt. Der Zugang wurde erstmalig von Chow 2015 publiziert1. Nach Spreizen der Fasern des M. gluteus maximus erfolgt das Aufsuchen des Hinterrandes des M. gluteus medius und minimus sowie der Sehne des M. piriformis. Die Inzision der Hüftkapsel erfolgt ventral der Piriformis-Sehne. Der weitere Eingriff wird streng intrakapsulär unter Schonung der Exorotatoren vorgenommen. Ein Release der Piriformis-Sehne ist möglich. Die Schaftpräparation erfolgt zuerst ohne Luxation oder vorheriger Osteotomie des Hüftkopfes. Nach Einbringen und Belassen des Probeschaftes werden der Hüftkopf reseziert und die Pfannenfräsung durch Einbringen der Bohrwelle mithilfe einer perkutan (Schnittlänge 1 cm) eingebrachten Arbeitskanüle dorsal des Femurs durchgeführt. Die Pfannenfräsen werden durch den Hauptzugang eingebracht. Nach Setzen der Originalhüftpfanne mit Inlay, Funktionsprüfung und Röntgenkontrolle wird der originale Hüftschaft und -kopf eingesetzt. Anschließend wird die Hüftgelenkkapsel wieder vernäht.
Aufgrund der sehr guten klinischen Ergebnisse, der niedrigen Komplikations- und Transfusionsrate wurde diese Zugangstechnik als Standard in der Klinik etabliert. Bislang gibt es keine veröffentlichten Daten über die Ergebnisse dieses Zuganges bei Adipositas.

Methodik
Es erfolgte die Erhebung der relevanten Parameter (Alter, Body-Mass-Index [BMI], Operationszeit, Transfusionsrate etc.) in einem prospektiven Fall-Kontroll-Studiendesign. Die Bestimmung der Implantatlage wurde durch Messung des Hüftpfanneninklinationswinkels und der Hüftpfan-nenanteversion sowie des Prothesenstiels über ein computergestütztes Planungstool (MediCad) erhoben. Die adipösen Patienten wurden entsprechend der Definition der WHO in drei Gruppen eingeteilt. In den routinemäßig durchgeführten postoperativen klinischen und radiologischen Kon-trolluntersuchungen (6 Wochen, 3 Monate, 6 Monate, jährlich) wurden systematisch Komplikationen erfasst.

Quelle: ORTHOPÄDISCHE ∙ UNFALLCHIRURGISCHE NACHRICHTEN

Dr. med. Henning Quitmann

Dr. med. Henning Quitmann

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
Gelenkzentrum Bergisch Land GmbH,
Leitender Arzt Sana Fabricius-Klinik Remscheid,
Leitender Arzt für minimalinvasive Endoprothetik im Städtischen Klinikum Solingen